Kontra oder Pro Bad Kissingen?

Überlegungen eines Unternehmers, der darüber nachdenkt, in Bad Kissingen zu starten.

Gabriel ist in Frankfurt erfolgreicher Unternehmer. Über eine Anzeige in Xing hat er von einem „Unternehmertreffen in Bad Kissingen“ erfahren. Hier geht es vornehmlich darum, neue Geschäftskontakte zu finden.

Gabriel gönnt sich in der Pause der Veranstaltung frische Luft und einen Spaziergang durch unseren schönen Kurpark.

Er setzt sich auf eine Bank und denkt darüber nach, wie es wohl wäre hier ein Tochterunternehmen zu eröffnen und spricht einen Mann an.
„Hallo, mein Name ist Gabriel, ich bin gerade auf dem Unternehmertreffen hier in Bad Kissingen; ich habe ein paar Fragen, haben Sie kurz Zeit?
Der Man sagt: „ja, sehr gerne. Ich heiße Klaus und kenne mich sehr gut hier aus.“

Die beiden setzen sich. Gleich fragt Gabriel, was wohl Klaus davon halten würde, hier ein Tochterunternehmen zu eröffnen – er habe sein Hauptunternehmen in Frankfurt.

Klaus fährt ihm sofort ins Wort und lächelt leicht süffisant: „wenn Sie in Frankfurt erfolgreich sind, dann sollten Sie in Frankfurt bleiben“.

Gabriel reibt sich am Kinn und erwidert: „ich sehe hier aber schon Potential“. Es kommen ja sicher viele Besucher, dadurch, dass das eine Kurstadt ist und die Hotelerie vor Ort. Wie ist das denn mit den Ladenmieten hier“?

Klaus antwortet: „Ja die Ladenmieten sind sicher günstiger, als in Frankfurt, da haben Sie recht, aber so viel ist hier nicht mehr los in Sachen Kur – das war einmal und außerdem ist Bad Kissingen eine kleine Stadt, da haben Sie im Null Komma Nix alle Kunden abgegrast.“

Gabriel antwortet: „aber hier herrschen doch hervorragende Parkplatzsituationen; außerdem denke ich, dass sich mein Nischenprodukt hier vorragend verkauft.“

Klaus fragt: „ja was verkaufen Sie denn?“

Gabriel: „Babybekleidung. Verkauft sich wie warme Semmeln.“

Da lacht Klaus lauthals los und meint: „ja hier lebe doch nur alte Leut! Die Jungen hauen doch alle ab, weil hier nix los ist. Außerdem ist hier für junge Leut überhaupt nix geboten.“

Langsam kommt Gabriel ins Grübeln, denn er ist überrascht, wie negativ Klaus seine Heimat darstellt und erwidert: „Ja sind Sie nun Pro Bad Kissingen oder Kontra? Wissen Sie eigentlich wie schön Sie es hier haben? Ich habe schon lange nicht mehr so gute Luft geatmet. Schauen Sie sich einfach auch mal die Tatsache an – und das wurde uns heute im Unternehmertreffen mehr als klar gemacht – dass hier eine sehr gute Infrastruktur für Unternehmen mit Familien geboten ist. Sollten Sie also nicht auch Pro Bad Kissingen sein lieber Klaus“?

Klaus etwas beschämt meint: „Ja da haben Sie schon recht, familiär ist es hier, die Unternehmer kennen sich untereinander und sind auch füreinander da, also wir haben hier alle einen regen Austausch untereinander.

StartUps können sich z.B. an das Rhön-Saale-Gründerzentrum (RSG) wenden, aber das brauchen Sie ja nicht, Sie haben ja schon genug Erfahrung. Man hat halt wenig bis gar keine Industrie da oder eine Stadtgalerie wie in Schweinfurt, die ein Kundenmagnet wäre“.

Darauf Gabriel: „Aber genau das ist es doch, was Bad Kissingen so attraktiv macht! Und schlägt sich an die Stirn. Überall – und ich weiß wovon ich rede, ich komme aus Frankfurt – ist diese stinkende, lärmende und stressende Industrie; hier nicht! Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal!

Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es hier ja noch den Kissinger Sommer, da sind ja auch wieder jede Menge Gäste da. Also ich denke Ihre Bedenken sind hausgemachte Probleme. Wer in Bad Kissingen erfolgreich sein will, der ist es auch – ich empfinde Ihre Stadt als perfekten Standort“.

Gabriel ist geschockt von der Einstellung seines Gesprächspartners und schüttelt den Kopf. Ich muss jetzt wieder zurück ins Meeting. Danke für das offene Gespräch und ich wünsche Ihnen eine gute Zeit. Vielleicht sehen wir uns ja sehr bald wieder“. Und geht mit einem Augenzwinkern.